Drei Mopeds Probe gefahren: KTM 790 Duke - Triumph 1200 Speed Twin

#1 | Drei Mopeds Probe gefahren: KTM 790 Duke - Triumph 1200 Speed Twin - 1050 Speed Triple RS datum

24.07.2019 17:38 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2019 17:58)

Natürlich möchte ich nicht meine rein subjektiven Eindrücke für mich behalten, wenn ich schon mal ein paar Moppeds Probe fahre,
sondern hier mit euch teilen, vielleicht ist es ja interessant für den ein oder anderen, für mich jedenfalls war es das.
Allerdings, wir haben ein Fremdfabrikat dabei, und zwei Triumph, allerdings keine STRs, also, wohin jetzt mit dem Thread?
Wenn er hier stört, bitte verschieben, danke.
So, jetzt aber von Anfang an: Ich bin der, der eigentlich die ersten zwei, drei Saisons ständig mit seiner Street 675R gehadert hat, zu wenig Leistung untenrum, kein richtiger Bumms, Drehorgel etc.pp.
bin ich doch früher immer so dicke Dinger gefahren...
Nun bin ich nicht jemand, der vorschnell aufgibt, und wenn so viele sagen, die Street wäre geil, dann muss ja irgendwas dran sein...
soll heißen, ich und meine Street, wir haben uns immer mehr aneinander gewöhnt, das geringe Gewicht, verbunden mit der grandiosen Leichtigkeit und Präzision fand ich ja schon immer toll...
Nach einigen Saisons äußerte ich sogar die Vermutung, es könnte evtl. "Liebe auf den Zweiten Blick" werden, mit mir und meiner Street....
Nichtsdestotrotz bin ich immer wieder andere Moppeds Probe gefahren, man ist halt als Mann immer auf der Suche.
Die Kawa Z900 fand ich sehr sehr gut, aber etwas zu schwer (da ist es wieder, das mit dem Gewicht), die S1000R technisch absolut perfekt, aber doch irgendwie emotionslos (sorry), die KTM 690 Duke absolut grottenschlecht (nochmals sorry),
Yamahas großer Dreier (MT09 etc.) hat mich auch nicht so umgehauen wie erwartet, die MT07 empfand ich als kleines Hubbelchen, und so weiter, ich will niemanden langweilen...

Seit einiger Zeit geht mir allerdings die kleine 790er Duke nicht aus dem Kopf, und auch die Speed Twin wäre genau nach meinem Geschmack, komme ich doch ursprünglich eigentlich vom Zweizylinder...
Gestern also hatte ich endlich mal etwas Zeit und auch Lust, das Wetter war super, also ab nach Fürstenwalde zum Triumph- und KTM-Dealer: Alles wieder absolut geschmeidig und problemlos, ist mir fast schon etwas peinlich manchmal, aber ich tanke zumindest immer wieder voll... (danke an dieser Stelle nach Fürstenwalde zu Stefan Bahro und seinen Mannen!)
Kurze Einweisung, schon geht's los mit der KTM: Herrlich brabbelnder Auspuffsound macht Lust auf mehr, und ich war nach meinen Erfahrungen mit dem 690-Einzylinder absolut gespannt!
Die Sitzposition sehr bequem, deutlich aufrechter als auf meiner Street, näher am Lenkkopfkopf, alles supergut unter Kontrolle, alles da, wo man hingreift oder hintritt, los geht's!

Was hatte ich vorher nicht alles über die kleine Duke gelesen: Konstantfahrruckeln, zappelig, untenrum kein Druck, Leistungsentfaltung eher wie ein Single, Bremsen zweite Wahl; in meinen Augen alles totaler Quatsch: Ich erlebe einen weichen und dennoch sehr kraftvollen Zweizylinder, der absolut sauber und mit richtig Verve zur Sache geht, extremen Spaß macht, obenrum richtig schön ballert, auf der Landstraße immer und überall mehr als genug Leistung hat, in Verein mit einem genialen Fahrwerk, leicht, zielgenau und präzise, super austariert und balanciert, für mich ist KTM da ein ganz großer Wurf gelungen, ein absolut grandioses Spaßgerät, erwachsen und trotzdem super-einfach zu fahren, ganz großes Kino!!!
Selbst die zuweilen gescholtenen Bremsen vom spanischen Zulieferer ("iiih, das ist ja gar nicht Brembo...") packen vom Initialbiss besser zu als meine in der 675R und sind überhaupt klasse, super zu dosieren, kraftvoll, klar und deutlich. Ich kann mir nach der auf der LS erlebten Performance eigentlich auch nicht vorstellen, dass sie in den Bergen einknicken, also, was soll dieser Schlechtrede-Quatsch?!

Nach ca. 50 absolut lust- und spaßvollen Kilometern auf richtig schönen Brandenburger Landstraßen nördlich von Fürstenwalde ging's dann mit der Speed Twin, meinem eigentlichen Favoriten, weiter, die selbe Strecke:
Und hier war die Begeisterung dann doch seeehr verhalten, hätte ich nicht gedacht. Die Speed Twin, so schön sie auch aussieht, ist nicht mein Ding, schade.
Schon die 1200er Thruxton R fand ich seinerzeit nicht so überzeugend, die Speed Twin ist es in meinen Augen noch weniger. Schon beim Aufsitzen, und erst recht nach einigen km wird deutlich, die Sitzbank ist viel zu schmal, ich sitze nicht gut drauf, das, was Sitzbankkontakt hat, wird taub
links und rechts ist Luft, ich finde keinen rechten Kontakt, von Knieschluss nicht zu reden...
Aber was soll's, es ist der dicke Twin, der mich interessiert, 1200ccm, das muss doch drücken?! Tut es auch irgendwie, aber eigentlich nicht so, wie ich das gewöhnt bin und erwartet habe.
Schon der Begriff "throttle response" wird von T. neu definiert, nämlich ohne response.
Alles wirkt so indifferent, so wie gegen Gummi, mit deutlicher Verzögerung. Man gibt Gas so ins Nichts...
Bei 2000 U. das Gas aufgedreht schwabbelt das da unten irgendwie hin und her, ab 3000 U. geht's dann vorwärts, ziemlich bald ist dann aber auch wieder Schluss mit lustig
Im Street-Modus ist die Speed-Twin eigentlich nur recht unbefriedigend zu fahren, es sollte schon der Sport-Modus sein.
Bei der KTM konnte ich z.B. nahezu keinen UNterschied zwischen Street und Race-Modus feststellen, wobei mir der mittlere Street-Modus etwas fleischiger scheint, den würde ich wahrscheinlich drinlassen.
Auch sonst ist, gerade wenn man von der 790er Duke absteigt und zur Speed Twin wechselt, alles so gedämpft, so wie in Gummi oder Watte, beim Beschleunigen ballert da nichts, beim Abturnen brazzelt da nichts, und sprotzelt auch nichts, schade. Alles ganz gesittet und kultiviert, Bärenbeiß ist anders.
Den gibt es dann auf der dicken Speed Triple, die ich ganz spontan (wo ich schon mal da war) auch noch fahren wollte. Meine Güte, wie eine Dampframme, ein Fahrwerk wie auf Schienen, unglaublich stabil, alles vom Feinsten, ein Fahrwerk zum Niederknien, der Motor stoisch mit Kraft von unten bis oben, Typ Bulldogge, kein lustvoller Dreher, eher ein sehr kraftvoller Zieher. Ich denke aber, da kommt noch was, wenn erstmal richtig eingefahren...
Und alles auch auf verwinkelten Landstraßen mit viel Spaß absolut beherrschbar, obwohl die Qualitäten der Speed wohl eher auf der Rennstrecke erst so richtig zur Geltung kommen sollten.
Für mich hat die Speed von allem ein wenig zu viel: zu viel Gewicht (rangier' die mal im Stand), zu dicker Tank, Knie zu weit auseinander gedrückt, Oberkörper etwas zu weit nach vorne gezogen und etwas zu hoch (man sitzt eher auf als in dem Bike), zu viel Geld, allerdings alles erste Sahne von Verarbeitung und Anmutung her, Anbauteile sowieso, die reinste Freude.
Vor 20 Jahren hätte ich mir die Speed sofort gekauft, und hätte damit wahrschienlich ein Motorrad für den Rest meines Motorradfahrer-Lebens, inzwischen gibt es für meine Bedürfnisse Passenderes.

Und warum habe ich nicht noch an Ort und Stelle den Vertrag für die KTM unterschrieben? Vorherrschend zwei Gründe: Die Sumo-Sitzposition ist nicht so wirklich meins. Da müsste ich mich wahrscheinlich lange dran gewöhnen, ich finde die Position auf meiner 675R ziemlich genial, vielleicht bin ich auch einfach nur daran gewöhnt, allerdings war das schon von Anfang an so.
Zweitens: Die Anmutung, das Design. Hätte ich von den Bildern her nicht gedacht, und bin selber überrascht. Aber wenn die Duke meine wäre, mich würde ziemlich bald das Design und die Plastik-Anmutung der ganzen Anbauteile nerven, irgendwie fährt das Auge ja doch auch mit, bei dem einen weniger, bei dem anderen mehr.
Und so fahre ich weiter meine 675R, die mir, spätestens mit Anbau der Arrowtüte immer mehr Spaß macht, und hier schließt sich der Kreis. Zumindest bis zur nächsten Probefahrt...
weiß jemand von euch, wo man mal eine 765 R (nicht RS) fahren kann? Überall nur RS und/oder S...