Endlich ist es soweit. Meine 2 jährige "Probezeit" ist vorbei und meine Street darf nun endlich offen bewegt werden.
Also gleich einen Termin beim Händler gemacht, der ohnehin ein paar Änderungen vornehmen musste, welcher leider sehr lange auf sich hat warten lies.
Letzten Mittwoch war ich endlich an der Reihe. Die Street zur Werkstatt gefahern und eine BMW F650GS Dakar als Leihmotorrad in Empfang genommen, welche Anfangs als sehr lustiges
Motorrad anmutete, jedoch stellte sich nach ein paar Kurven schnell Ernüchterung ein, sodass ich sie dem Händler gerne wieder vor die Tür stellte. Aber zurück zum Thema:
Nach ein paar Telefonaten mit meinem Versicherungsvertreter konnte ich die Street am Donnerstag abholen.
Das Wetter war gut, die BMW sprang nicht richtig an und im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich die Hälfte aller Dokumente für die Zulassungsstelle vergessen hatte.
Was konnte also noch schief gehen?
Als ich meinen Schlüssel wieder in Empfang nahm fing das Kribbeln in den Händen an. Wie wird es sich anfühlen? Bisher bin ich nur 34PS Zweizylinder (er-6n) und 48PS gaswegbegrenzte
Dreizylinder gefahren.
Ich hatte mich schon fast an die GS gewöhnt, sodass ich mir beim Aufsitzen wie auf einer Supersportler vorkam. Die ganze last auf den Handgelenken und der "weit" über den Tank
gelehnte Körper. Ich fühlte mich wieder wie zuhause
Schlüssel reingsteckt und das Zündschloss nach rechts gedreht. Nichts. Kein Blinken, kein blitzen, keine rotierenden Zeiger.
Irritiert versuchte ich, im Getriebe wühlend, den neutralen Gang zu finden, in der Hoffnung, das "N" auf den Instrumenten aufleuchten zu sehen.
Kurz bevor ich absteigen wollte, um noch einmal in die Werkstatt zu laufen, fiel mein Blick auf den kleinen roten Kippschalter auf der rechten Lenkerhäflte.
Gut... das wäre peinlich geworden dachte ich mir. Killschalter umgelegt. Zündung.

Ich rollte aus der Einfahrt auf die öffentliche Straße und spiele ein wenig mit dem Gas. Ernüchterung macht sich breit. Das hatte ich mir aber ein wenig anders Vorgestellt.

Erklärung: Durch den Gaswegbegrenzer beschleunigte meine gedrosselte Street praktisch in jeder Lage gleich. Hohe Drehzahlen waren mir entsprechend Fremd.

Ich hatte somit erwartet, dass die Street schon bei ca. 4-5000 U/min abgeht wie ein Zäpfchen.
Also tuckerte ich die ersten 5 Minuten durch die Stadt, ohne irgendwie groß zu beschleunigen. Subjektiv würde ich sagen, dass der Triple lauter geworden ist und das Ansprechverhalten
direkter, was aber auch an dem Einzylinder der BMW liegen könnte.
Endlich kam die erst Landstraße in Sicht, auf der praktischerweise kein Auto fuhr.
Dann schauen wir doch mal was es mit diesen 3,7 Sekunden auf sich hat bzw. was 106PS mit ca. 250 kg anstellen.
20 km/h, zweiter Gang, Vollgas. Erst tat sich "nicht viel" (aber natürlich mehr als mit den 48PS), bis ich die, scheinbar magische, 8000er Marke überschritt.
Was dann kam kann ich nicht so ganz beschreiben, aber ich versuche es mal.
Der folgende Schub war, für mein Empfinden, so heftig, dass ich im Nachhinein nicht wusste was passiert war. Ich hatte das Geühl, dass mein Gehirn mit der ganzen Sache nicht
mehr klar kam und alles um mich herum in Zeitlupe ablaufen lies.
Meine Finger verkrampften sich und mehr als der Befehl "HALT DICH FEST DU TROTTEL, SONST FÄHRT DIR DAS DING ZWISCHEN DEINEN BEINEN WEG!" kam nicht an.
1, vielleicht 2 Sekunden vergingen, was eine Gefühlte Ewigkeit war, bis ich merkte, dass drei der fünf Schaltblitze aufleuchteten.
Schalten, sofort, dachte ich mir, zog die Kupplung und riss den linken Fuß nach oben. Nach einem kleinen Gasstoß im folgenden Gang, der mich wieder auf den Boden der
Tatsachen zurückholte, schaltete ich bis in den 6sten Gang und lies das Geschehne auf mich wirken.
Ich finde ein Zitat an dieser Stelle aus der "Der kleine Witz am Morgen"-Rubrik ganz passend.

Zitat von Attila im Beitrag RE: Der kleine Witz am Morgen

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ACH DU HEILIGE...MUTTER DER MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN...WAS ZUM...!!!!!!

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Etwas finde ich eigenartig, meine geht jetzt nicht wirklich bei einer bestimmten Drehzahl nach vorne und das ist ja das geile an der Street. Sie zieht fast immer gleich gut. Wenn du mal Kick bei Drehzahl haben möchtest, dann musst du einen kurzhubigen 4 Zylinder fahren. Da passiert noch etwas was du dir vielleicht so sehr wünschst, die Street ist dagegen richtig zahm, weil sie eine gleichmäßige Drehmomentkurve hat

du hättest mal im 1. bei 20kmh vollgas geben sollen

Na toll, jetzt kann ichs wirklich kaum noch erwaten, bis ich meine Kleine offen fahren darf - aber bei mir liegen da noch ein 24. Geburtstag und eine Prüfung dazwischen - danke, neue Führerscheinklasse...

Ui, ich finde übrigens Vollgas im 1.Gang auch mit 48ps schon ganz nett...Diesen Ruck den sie macht - ich versteh gut, was Schmidtli meint, wenn er schreibt, sie fährt einem fast unter den Beinen weg..

Wie gut, dass ich als alter Sack alle erdgebundenen Marschflugkörper nach Herzenslust fahren darf. Unter anderem heute auch das "Beast" aus Felix Austria... aber wer braucht sowas?
Ne Street R Plus mit Gaytona-Motor... meinetwegen auch den "alten", für den, der es mag. ça suffit!!
Musste gestern auf der Street meiner Holden aber feststellen, wie unbeweglich so ein Teil im Vergleich zur Trophy sein kann
Und wech...

Schöne Geschichte! Ist schon beeindruckend, was da so alles passiert, wenn man die Kleine in ihren Wohlfühlbereich dreht . Ich muss mich da immernoch dran gewöhnen, meine alte Trude und der lütte Fiat fangen bei sowas nur an zu meckern und Schrauben zu spucken, und die Streety freut sich einfach. Im ersten Gang aber besser erstmal nur geradeaus, weil beim Schalten dann das Vorderrad wieder runter kommt... Hatte mich etwas unvorbereitet überrascht, weil ich die Reifen-Schonphase in der Hektik garnicht mitbekommen hatte .

Gruß